von Harald Dörr
Nachdem am ersten Adventwochenende der wunderschöne „Advent im Schloss“ viele Besucher in die Welt des Kunsthandwerks entführt hatte, gab es am Vorabend des Nikolaustages in der Schlosskapelle ein weiteres weihnachtliches Highlight. Auf Einladung der Basement Big Band unter der Leitung von Martin Schmelcher fand sich ein jazzbegeistertes Publikum in den altehrwürdigen Mauern ein, um sich mit „Christmas Jazz“ auf die Weihnachtszeit einzustimmen.
2024 ist ein besonderes Jahr für „Christmas Jazz“. Im Jahr 2013 wurde die Idee der Band für ein Weihnachtsprogramm erstmals umgesetzt. In den Folgejahren etablierte sich die Veranstaltung als fester Bestandteil des winterlichen Kulturprogramms in Köngen.
Moderator Andreas Keller, der wieder in seiner charmanten und humorvollen Art durch den Abend führte, stellte fest, dass der 10. Geburtstag der beliebten Veranstaltung eigentlich schon 2022 sei. Wegen Corona konnte sie zweimal nicht stattfinden. Deshalb werde das 10-jährige Jubiläum in diesem Jahr gefeiert. Da die Veranstaltung am Sonntag nach dem Konzert in Köngen im Schlachthofbräu in Nürtingen wiederholt wird, bezeichnete er den Abend als Teil der „Christmas-Tour“ der Band.
Musikalisch eröffnet wurde der Abend mit „Angels we have heard on high“, einem alten französischen Choral, der für die WDR Big Band arrangiert wurde. Schon bei diesem Stück zeigte die Band, dass sie große Lust hatte, das Publikum an diesem Abend in eine swingende Weihnachtsstimmung zu versetzen.
Das folgende Stück „Baby please come home“, das viele von Michael Buble kennen, wurde von der Sängerin Franziska Vogel wunderbar interpretiert. Mit ihrer ausdrucksstarken Stimme brachte sie die Sehnsucht vieler Menschen nach Gemeinschaft an Weihnachten zum Ausdruck.
Sänger Henric Renz verlor sich in „Thinkin about this Christmas“ in Gedanken, wie es sich anfühlt, wenn diese Gemeinschaft an Weihnachten nicht im gewünschten Maße möglich ist.
Instrumental ging es mit dem alten walisischen Weihnachtslied „Deck the Halls“ weiter. Hier zeigte die Band, dass sie den Wechsel zwischen choralartigen Passagen und modernem Big-Band-Sound mit Bravour meistert.
Vor dem folgenden „Santa Baby“ sah sich Moderator Keller veranlasst, den Text, in dem die Weihnachtswünsche der Damenwelt klischeehaft überspitzt beschrieben werden, in den historischen Kontext der Entstehungszeit einzuordnen. Die Autorin des Liedes hätte sich sicherlich über die positive Reaktion des Publikums auf die gefühlvolle Interpretation der Sängerin gefreut.
Mit dem lateinamerikanischen Instrumentaltitel „Feliz Navidad“ vermittelte die Band im Sambarhythmus weihnachtliche Vorfreude auf das große Fest.
Mit dem folgenden „Let it snow, let it snow“ verbindet die Band besondere „Tournee-Erinnerungen“. Vor einigen Jahren spielten sie dieses Stück im Schlachthofbräu. Obwohl es der Wetterbericht nicht vorhergesagt hatte, begann es während des Liedes zu schneien, was die weihnachtliche Stimmung wunderbar abrundete. Leider blieben die von Sänger Henric Renz mit viel Herzblut vorgetragenen Wünsche in diesem Jahr unerhört. – Hoffen wir auf Weihnachten! –
Mit dem „Little Drummer Boy“ und der Aufforderung „Rocking around the Christmas Tree“, bei der die Basement Big Band auch ihre rockige Seite zeigen konnte und Platz für die Solisten der Band bot, wurde das Publikum, das an diesem Abend die Stimmung mit begeistertem Applaus angeheizt hatte, in die Pause entlassen.
Den zweiten Teil des Abends eröffnete die Band mit „Ode to Joy“, einem kraftvollen Arrangement des Motivs aus Beethovens 9.
Franzi Vogel erinnerte die Gäste mit ihrer gefühlvollen Interpretation von „Christmas Time is here“ daran, dass die Weihnachtszeit begonnen hat.
So wie der Schnee zu Weihnachten gehört, so gehört auch „Sleigh Ride“ – die Schlittenfahrt – zu den Vorstellungen von Weihnachten. Von einer solchen Schlittenfahrt erzählte die Band mit hohem Tempo und wiehernden Pferden.
Sänger Henric Renz setzte mit der Ballade „So they say it’s Christmas time“ einen melancholischen Kontrapunkt, bevor in der Diana Krall-Version von Franzi Vogels „Jingle Bells“ wieder die Schlitten mit ihren Glöckchen besungen wurden.
Dass Henric Renz der Mann für gefühlvolle Liebeslieder ist, bewies er mit dem folgenden Lied „All I want for Christmas is you“.Nach dem „Sweet Gingerbread Man“ wünschte sich Sängerin Franziska Vogel im folgenden Titel „Baby it’s cold outside“ nach Hause, die anschließende musikalische Diskussion mit Sänger Henrich Renz übertrug sich auch auf das begeisterte Publikum, das die Band erst nach zwei Zugaben entließ.
Auch bei der zweiten Station der „Christmas-Tour“ am vergangenen Sonntagvormittag im Schlachthofbräu in Nürtingen konnte Moderator Keller wieder ein sehr interessiertes Publikum begrüßen. Wie schon im Köngener Schloss zeigte die Band auch hier, dass sie von ihrem Leiter Martin Schmelcher hervorragend vorbereitet worden war. Neben den weihnachtlichen kulinarischen Köstlichkeiten, die das Schlachthofbräu anbot – u.a. ein sehr schmackhaftes Weihnachtsbier – begeisterte die Band auch hier ihr Publikum so sehr, dass zwei Zugaben gewünscht wurden.
Mit diesen Eindrücken wird es der Band sicher nicht schwerfallen, im nächsten Jahr die Vorbereitungen für ein Christmas Jazz 2025 in Angriff zu nehmen.